31 Tage in Lille – persönliche Einblicke in eine Erasmus-Langzeitmobilität
Anlässlich der ErasmusDays würden wir, Esther Harner und Veronika Hülsmann (jetzige 8G), gerne über unseren Auslandsaufenthalt erzählen, den wir von Mai bis Juni 2025 erleben durften.
Mitte Mai begann unsere abenteuerliche Reise in den Norden Frankreichs. Da wir bereits im März 2024 Erfahrungen mit der Kultur der französischsprachigen Menschen gesammelt hatten, gingen wir davon aus, zu wissen, was uns erwarten würde. Am Abreisetag war die Nervosität dennoch größer als gedacht. Einen ganzen Monat in einer fremden Familie zu verbringen, ist eine wahre Herausforderung. Wir entschieden uns erneut, „grün“ zu reisen, und wählten bewusst ausschließlich öffentliche Verkehrsmittel. So ging es Mitte Mai von München aus mit dem Nachtzug der ÖBB nach Paris. Am nächsten Tag wurden wir, nach einer einstündigen TGV-Fahrt, herzlich von unseren beiden Gastfamilien in Lille Flandres begrüßt und nicht einmal 24 Stunden nach unserer Ankunft in Frankreich hieß es bereits: Früh aufstehen und ab ins Lycée Gambetta in Tourcoing. Die Erfahrungen im französischen Gymnasium waren äußerst positiv. Sowohl die Schüler*innen als auch das Lehrpersonal ließen uns schnell Teil der Schulgemeinschaft werden. Insbesondere die Deutschlehrerin Madame Bouillard betreute uns herzlich und stand immer für unsere Fragen bereit.
Obwohl wir die Möglichkeit hatten, gemeinsam anzureisen und die gleiche Schule zu besuchen, verbrachten wir dennoch die meiste Zeit in unseren Gastfamilien.
Ich, Esther, konnte mich glücklich schätzen, dass ich in einer sehr „aktiven“ Gastfamilie gelandet war. Meine Gasteltern Gauthier und Olivia gaben sich besondere Mühe, meinen Frankreichaufenthalt so aufregend wie möglich zu gestalten. Egal ob Kartenspielen oder ein Spaziergang mit dem Familienhund Pixel – auch nach langen Schultagen gab es immer etwas zu tun. Ein Highlight meines Schüleraustausches war das gemeinsam verbrachte Wochenende in dem idyllischen Urlaubsort Merliment am Meer. Dank eines verlängerten Wochenendes konnte ich dem teilweise stressigen französischen Alltag ein wenig entkommen und mich an den Stränden des Ärmelkanals entspannen. Außerdem hatte ich die Gelegenheit, die hübsche flandrische Stadt Bruges (Brügge) zu besichtigen. Der einzigartige Architekturstil und die kleinen Kanäle waren faszinierend. Dank einer Bootsfahrt auf den Kanälen und typischen belgischen Spezialitäten wie „des frites et des gauffres“ wurde der Besuch zu einem tollen Erlebnis.
Ich, Veronika, erlebte den Alltag mit meiner Gastfamilie ebenfalls sehr positiv. Das Abendessen war immer ein besonderes Ereignis des Tages. So trafen dort alle Familienmitglieder zusammen und wir tauschten über uns viel aus – über unseren Alltag, aber auch über frühere Erfahrungen, wie zum Beispiel einen Schüleraustausch meines Gastvaters in Deutschland. An einigen Tagen wurde nach dem Abendessen die Besteckschublade geöffnet und so erlernte ich einige neue Begriffe in Bezug auf französische “Küchengeräte”, was immer sehr amüsant war. Besondere Highlights waren unter anderem die Teilnahme an einer Probe von “La Compagnie” – einer Gruppe, die Performances, die aus einer Mischung von Schauspiel, Choreografien und Singen bestehen, einübte – sowie der Besuch im “La Piscine”, einem umgebauten Schwimmbad, das Kunstwerke ausstellt.
Unsere Gastschülerinnen Maelia und Camille absolvierten gegen Ende unseres Aufenthaltes das französische BAC, weshalb uns eine Woche ohne Schule zur Verfügung stand. Diese Zeit nutzten wir ausgiebig zum Erkunden der naheliegenden Attraktionen. So besuchten wir Metropolen wie Paris und Brüssel. Darauf folgend verbrachten wir einen sonnigen Nachmittag an einem belgischen Strand. Während Paris uns mit schönem Wetter und gutem Essen verwöhnte, genossen wir in Brüssel das interkulturelle Flair. Glücklicherweise konnten wir all diese Aktivitäten problemlos mit dem gut ausgebauten Schienensystem der SNCF bestreiten.
Nach den 31 Tagen war unser Abschied bitter-süß. Einerseits freuten wir uns bereits darauf, Freunde und Familie wiederzusehen. Andererseits wurde Frankreich in diesem Monat noch einmal mehr zu einem Wohlfühlort. Auch jetzt, im Oktober 2025, vermissen wir den Kontakt zur französischen Sprache und den herzlichen Menschen ein wenig. Wir sind sehr dankbar für diese unglaublichen Erfahrungen und empfehlen jeder Schülerin* und jedem Schüler*, es auch zu wagen, ins Ausland zu gehen. Langzeitmobilitäten sind definitiv fordernd, jedoch lohnt es sich immer, aus der Komfortzone herauszutreten.
Esther Harner und Veronika Hülsmann, 8G